„Eine elende Diskussion, bei der man sich im Kreis dreht“

Marbachs Coach Ingo Rippert zum Thema Reserven in Konkurrenz / Aufstieg nicht verboten

MARBACH

Erfrischend ehrlich erklärte Max Ostrowski, Vorsitzender der SG Marbach, in der Endphase der vorigen Saison seine persönlichen Bedenken angesichts eines eventuellen Aufstiegs in die Kreisoberliga. Nachdem nun die Hinrunde der neuen Saison auf die Zielgerade geht, sagt SG Coach Ingo Rippert (43), niemand habe ihm verboten, aufzusteigen.

Allerdings verfolge man dieses Ziel nicht auf Biegen und Brechen, sondern verfolge weiterhin einen klaren Weg, der auf eigene Talente und keine finanziellen Mittel setze – nach wie vor eine sympathische, weil bodenständige Haltung.

Die SG Marbach belegt den aussichtsreichen zweiten Rang in der A-Liga Fulda.
Wie lautet Ihre Bilanz kurz vor Ende der Hinrunde?
Obwohl man erst einmal abwarten muss, bis die Tabelle bereinigt ist, fällt das Fazit gut aus. Wenn man bedenkt, dass wir von den einen oder anderen Verletzungssorgen geplagt wurden, bin ich wirklich zufrieden, wie es bislang gelaufen ist.

Gerade gegen zweite Mannschaften wurden Punkte liegen gelassen. Wie sehr schmerzen diese Niederlagen?
Das ist eine elende Diskussion, bei der man sich irgendwann im Kreise dreht. Es ist nun mal so, dass man nie weiß, mit welchen Leuten die Reserven antreten. Gegen Bachrain waren zwei, drei Leute aus der Ersten mit dabei, gegen Bronnzell hat der Torwart der Gruppenligamannschaft gespielt. Wenn man sich vor Augen führt, dass Bronnzell uns in der einen Woche schlägt, in der anderen ein Spiel absagen muss, ist das schon eine klare Ansage. Dass da das Schlagwort Wettbewerbsverzerrung im Raum steht, ist nicht zu verhindern. Und es nervt schon, dass das so ist. Und gegen Petersberg muss man aufpassen, dass nicht sogar Verbandsligaspieler in der Reserve auflaufen. Auf der anderen Seite müssen wir vor der eigenen Türe kehren. Gegen Bachrain waren wir klar besser, selbst deren Trainer hat von einem „glücklichen Erfolg“ gesprochen. Wir hatten zehnmal mehr Chancen als der Gegner. Gegen Bronnzell waren wir in der ersten Hälfte klar besser. Nach den zweiten 45 Minuten muss man aber sagen, dass sie absolut verdient gewonnen haben. Deren Abwehr ist sehr unbequem zu spielen. Das hat mir sehr gut gefallen. Die sind eben auch keine Laufkundschaft, wenn sie gegen Teams wie Büchenberg gewinnen. Sie müssen halt nur komplett sein.

Und das Remis gegen Hattenhof…
Die spielen ja schon gefühlt ewig A-Liga. Das war auch brutal schwer. Das Unentschieden war letzten Endes leistungsgerecht. Das war ein super geiles Spiel, was sehr viel Spaß gemacht hat und auf einem hohen A-Liga-Niveau war.

Wer ist ihr Favorit?
Nicht nur, weil wir 1:3 gegen sie verloren haben, Edelzell. Das ist ein bunt zusammengewürfelter
Haufen und der Verein hat schon extrem viel investiert für den Aufstieg.

Ihr Vorsitzender Max Ostrowski überraschte, als er angesichts eines möglichen Aufstiegs am Ende der letzten Saison der Kreisoberliga sowohl die sportliche als auch die wirtschaftliche Attraktivität absprach. Wie stehen Sie dazu?
Man hat mir als Trainer nicht verboten aufzusteigen. Man muss da zwischen den Zeilen genau lesen. Wir werden auch weiterhin kein Geld in die HanUnd nehmen, um auf Teufel komm raus aufzusteigen. Wir setzen weiterhin auf die eigene Jugend, eigene Talente. Wenn man unsere Personalsituation anschaut, wird man feststellen, dass in den letzten Jahren nur Leute zu uns gekommen sind, die sich selbst angeboten haben. Und wenn das bedeutet, dass wir noch zehn Jahre in der A-Liga spielen, ist das so. Und man muss bedenken, was es bedeutet, eventuell in der KOL Nord anzutreten, wenn das Raster nur ein wenig verschoben wird. Da sind die jetzigen Derbys doch attraktiver.

Am Sonntag wartet mit Johannesberg II die nächste Reserve…
Und wieder geht es darum, welches Personal die SG Johannesberg stellt. Es ist die einzige Mannschaft, die ich noch nicht kenne in der für uns neuen Liga. Von der Tabelle her müssen wir die drei Punkte holen. Und ich denke, wir können das auch schaffen, wenn wir einhundert Prozent abrufen.
maz

Quelle: Fuldaer Zeitung vom 8.10.2016